Er ist bissig, aber auch selbstironisch: Endo Anaconda, bekannt von der Band «Stiller Has». Doch eigentlich sei er Schriftsteller, wie er der «Glarner Woche» erzählt. Am Freitag gibt er seine Kolumnen und Gedichte im «Veka» Glarus zum Besten.

Endo Anaconda, was haben Sie für Erinnerungen ans Glarnerland?
Wir haben mit der Band schon öfters im «Holästei» gespielt. Ausserdem gehöre ich zur Minderheit, die Schabziger liebt (grinst). Das ist doch ein geschütztes Produkt oder?

Das älteste Markenprodukt der Welt, ja.
Ah, das finde ich toll! Die Glarner sind da eben schlau gewesen, auch mit der Textilindustrie damals, nicht so wie die Emmentaler, die haben das verpasst, ihren Käse zu schützen. Man muss eben schlau sein, wenn man in so einem Täli ist. Sie sind ein lustiges Völkchen, ausser vielleicht in Elm, die haben eine ziemlich hohe Selbstmordrate, nicht?

Nein, momentan haben Sie eine hohe Geburtenrate!
Sicher? Das finde ich toll. (lacht)

Sie sind ja im Emmental aufgewachsen, oder? Das ist ja auch so ein Tal.
Ja, das stimmt schon. Ich habe ja eine Zeit meines Lebens in Österreich gelebt, aber ich habe immer den Kontakt zu meinen Grosseltern gehabt, und einen Teil meiner Kindheit im Emmental verbracht.

Sie besingen Wallisellen als Niemandsland. Wenn der Ort in der Agglo Zürich ein dunkler Fleck ist, was ist dann das Glarnerland?
Ich weiss es nicht,Wallisellen ist ein Mythos! Es existiert gar nicht wirklich, ich fahre da immer nur durch. Zu Glarus habe ich also mehr Beziehung als zu Wallisellen, die haben ja keinen Käse oder so (lacht). Glarus hat mehr Realität, Glarus ist wie Machu Picchu, von der Höhe her. Wallisellen ist Eldorado, das gibt es irgendwie nicht.

Warum singen Sie «Gäge d Bärge» im gleichnamigen Song?
Das ist als Metapher für die Schweiz zu verstehen. Berge sind natürlich für die Schweizer immer ein Thema, sieht man ja jetzt bei der Abstimmung zur zweiten Röhre. Es war schon früher eine Beschränkung, eine natürliche Barriere. Die Leute mussten irgendwie über die Höger kommen, mit Saumpfaden. Heute ist das ja auch so.

Also sind Sie gegen die zweite Röhre?
Ich meine, wir haben gerade den Klimagipfel gehabt. Sie reden von einer Zwei-Grad-Erwärmung. Das wird Milliarden von Flüchtlingen bringen. Wir sprechen von einem Durchbruch, dabei wird Öl jetzt zu Spottpreisen vertickt. Vielleicht kommt die Einsicht erst, wenn die Naturkatastrophe dann da ist. Die Menschheit ist ja noch jung, vor 900000 Jahren hat man noch Faustkeile geschnitzt.

Sind sie eher Stadtmensch oder Bergmensch?
Ich bin eher eine Landpomeranze. Ich werde wieder von Bern ins Emmental ziehen. Die Stadt bietet halt auch Gefahren. Man ist ständig im Ausgang und es ist nicht immer gesund.

Also sind Berge eine Gesundheitskur?
Eine Kur sind sie nicht, aber Bern ist irgendwie überladen, auch mit kulturellem Angebot, und sozial ist es irgendwie tot. Also da habe ich bessere soziale Kontakte in Langnau oder im Emmental. Ich brauche auch Ruhe. Und irgendwie mag ich das, wenn ich zum Fenster raus schaue und Kühe sehe. Ich schlafe dann auch besser. In der Stadt bin ich irgendwie immer unter Strom. Nichts gegen Bern, aber …

Am Freitag kommen Sie nach Glarus, um zu lesen anstatt zu singen. Auf was kann man sich da freuen?
Auf Kolumnen und Gedichte. Ich erzähle vom Alltag – ein bisschen weitergeschrieben. Es wird so eine Mischform sein, durchaus poetisch oder verrückt, aber in erster Linie unterhaltsam. Die Wurzel davon ist meine eigene Wahrnehmung. Es kommen immer auch Anekdoten und Eindrücke aus meinem Alltag vor, und von meinen Reisen.

Wie sind Sie zum Kolumnenschreiben gekommen?
Ich komme eigentlich vom Text und nicht von der Musik. Ich habe erst mit 37 Jahren angefangen, Musik zu machen. Dabei geht es auch um die Umsetzung von Geschichten. Ich habe immer schon geschrieben, halt eher Lyrik. Zeitweise habe ich wöchentlich Kolumnen geschrieben, für alle grossen Zeitungen. Zum Teil bis sechs pro Woche.

Sie sagen, jede kreative Phase bedinge vorher eine Phase der Musse oder der Faulheit.
Ja, also bei mir ist das so. Man muss Zeit haben, wieder etwas Neues zu erleben, um ein neues Werk zu schaffen.

Was wünschen Sie sich im Leben?
Gute Gagen, guten Sex und dass meine Kinder gesund sind.

Glarner Woche, 10. Februar 2016

10. April 2018

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